Grußwort

Grußwort Luiz Felipe de Seixas Corrêa Botschafter von Brasilien in Deutschland
Mit großer Begeisterung habe ich die Nachricht von der Veröffentlichung des Buches "Goethes Reise nach Brasilien" aufgenommen. Schon seit langer Zeit weckt Brasilien das Interesse deutscher Gelehrter. Die berühmte "Reise in Brasilien" von Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich Phillipp von Martius ist bis in die heutige Zeit ein Referenzwerk für Historiker, Naturkundler und Brasilienforscher. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieses große Werk auch den Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe in seinen Bann zog, der sich damals, schon in hohem Alter, gerade dem zweiten Teil des "Faust" widmete. Das Interesse an Brasiliens Flora und Fauna im damaligen Weimar war groß; es ist daher bezeichnend, dass auch in Goethes Bibliothek Studien zu diesen Themen zu finden waren. Dies wiederum regt uns an, darüber nachzudenken, wie sehr Brasilien die Phantasie Goethes beflügelt haben könnte... Ich beglückwünsche Herrn Dipl. rer. pol. Schneider zu dieser interessanten Studie. Er beleuchtet damit eine schöne und bemerkenswerte Episode, die uns den Ursprung der intensiven Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland anschaulich darstellt. Bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nahm das kurz zuvor unabhängig gewordene Brasilien die ersten Einwanderer aus Deutschland auf, die sich dort niederließen und in unsere Gesellschaft integrierten. Es ehrt uns sehr, dass der Dichterfürst Goethe - oder, wie es Ernst Feder ausdrückte: Goethe der Brasilianer - zumindest in Gedanken einer von ihnen hätte sein können.

Grußwort von Prot von Kunow Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Brasilien
Amerika, du hast es besser, als unser Kontinent der alte, hast keine verfallenen Schlösser und keine Basalte. Dich stört nicht im Innern, zu lebendiger Zeit, unnützes Erinnern und vergeblicher Streit. (Zahme Xenien IX)
Goethe und Brasilien? - auf den ersten Blick erscheint das eine gewagte Juxtaposition. Geistige Verbindungen zum "anderen" Amerika, den im Nordteil des Doppelkontinents gelegenen Vereinigten Staaten, denen der Dichter die eingangs zitierten, 1827 entstandenen Verse widmete, gab es offensichtlich. Aber Brasilien? Bei genauerem Hinsehen - und hierin besteht das Verdienst des vorliegenden Werkes - gelangt man jedoch zu der Feststellung, dass das damals sehr viel abgelegenere Land, welches seine Unabhängigkeit erst 1822 erlangte und in dem die deutsche Einwanderung erst 1824 einsetzte, den Naturforscher Goethe sehr wohl fasziniert und beschäftigt hat. Goethe war mit Alexander von Humboldt freundschaftlich verbunden und wenn letzterer auch nie seinen Fuß auf brasilianischen Boden gesetzt hat, so hat er im Amazonasbecken geforscht und besaß gute Kenntnisse über Brasilien. Ob sich die beiden über Brasilien unterhalten haben? Auch Moritz Rugendas ab 1827 erschienene ‚Malerische Reise in Brasilien' hat Goethe (leider) nicht mehr gekannt, sie wäre ihm sicher ein Quell der Inspiration und des Vergnügens gewesen. Aber seine Bibliothek spricht, im wahrsten Sinne des Wortes, "Bände" über seine intensive Beschäftigung mit dem Land, und seine Korrespondenz mit führenden Brasilienforschern der Zeit belegt sein großes Interesse. Goethe und Brasilien - wie steht es um das Verhältnis der beiden Kulturen? Die deutsch-brasilianischen Beziehungen besaßen von Anfang an eine bedeutende kulturelle Dimension. Mit seiner 1557 erschienenen "Warhaftig Historia" war der Deutsche Hans Staden einer der Väter, avant la lettre, der "Brasilianistik". Sein Landsmann Moritz von Nassau, Generalgouverneur von Recife im niederländischen ‚Neuholland' gab Gemälde (Albert Eckhout, Frans Post) und wissenschaftliche Werke zu Brasilien in Auftrag und prägte hierdurch die europäische Wahrnehmung Brasiliens nachhaltig. Die deutsche Einwanderung nach Brasilien, von der österreichische Prinzessin Leopoldina, Gemahlin von Kaiser Pedro I. gezielt gefördert, nahm 1824 ihren organisierten Anfang. Sie setzte sich in mehreren Wellen bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fort und hat Brasilien in mehrfacher Hinsicht nachdrücklich mitgeprägt: Sei es durch Einführung neuer Produktionsmethoden (die indirekt die Abschaffung der Sklaverei beschleunigen halfen), sei es durch die Bildungsbeflissenheit der Neubürger, die zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht führte, oder durch den Umstand, dass diese - unter ihnen befanden sich die ersten nicht-katholischen Immigranten - die Trennung von Staat und Kirche befördern halfen. Zu Anfang des 21. Jahrhunderts sind die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien vital und dynamisch und fügen sich in ein engmaschiges Geflecht politischer, wirtschaftlicher, entwicklungspolitischer, sozialer und zivilgesellschaftlicher Verbindungen ein. Auch wenn die Anzahl deutscher Muttersprachler in Brasilien rückläufig ist, so ist das Interesse an Deutsch als Fremdsprache in Brasilien ungebrochen. Im ganzen Land lernen ca. 60,000 Menschen Deutsch, mit steigender Tendenz. In São Paulo findet sich die größte deutschsprachige Schule weltweit und der Schüleraustausch zwischen Deutschland und Brasilien dürfte in beide Richtungen international einer der am intensivsten gepflegten sein. Das Martius-Staden-Institut in São Paulo unterhält eine umfassende Sammlung über die deutsche Einwanderung nach Brasilien und bietet ein anspruchsvolles Kulturprogramm. Goethe und Brasilien - die Suche nach diesen Begriffen im Internet fördert, und dies durchaus zurecht so, an erster Stelle die Goethe-Institute in Brasilien zu tage. Die 5 Institute in São Paulo, Rio de Janeiro, Porto Alegre, Salvador da Bahia und in Curitiba bieten gefragte Sprachkurse an und unterstützen die Arbeit der Deutschlehrer in ihren jeweiligen Regionen. Die Programmarbeit der Institute, die oft im Verbund mit lokalen Partnern erfolgt, bietet der interessierten brasilianischen Öffentlichkeit wichtige Ausschnitte des deutschen kulturellen Gegenwartsschaffens in den Bereichen Theater, bildende Kunst, Film, Musik und den Geisteswissenschaften an. Auch der Austausch von Kunstschaffenden ist ein wichtiges Anliegen der Arbeit der Goethe-Institute. Neben diesen gibt es ein Goethe-Zentrum in Brasília und eine Reihe von engagierten deutsch-brasilianischen Kulturgesellschaften in weiteren Zentren des Landes, die sich neben der Spracharbeit auch dem kulturellen Austausch widmen. Die Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen unterstützen, insbesondere in den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten im Süden Brasiliens, in den Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul, aber auch in den Großräumen Rio und São Paulo diejenigen Schulen, die über anspruchsvollen Deutschunterricht den Erwerb der begehrten Sprachdiplome ermöglichen und damit die Aufnahme eines Hochschulstudiums in Deutschland erlauben. Der seit 1972 in Brasilien aktive Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD bietet über 30 verschiedene Austauschprogramme für Studenten und Wissenschaftler an und arbeitet eng mit den brasilianischen wissenschaftlichen Förderinstitutionen zusammen. Er unterstützt wichtige Forschungsvorhaben z. B. in den Bereichen Nanotechnologie, Biotechnologie und den Gesellschaftswissenschaften. 7 DAAD-Lektoren vertreten die Germanistik an brasilianischen Universitäten, einige von ihnen nehmen als so genannte Kulturlektoren auch die Leitung deutscher Kulturzentren wahr. Die Teilnahme an Studienmessen und die Beratung brasilianischer Studierender, die sich für ein Aufbaustudium in Deutschland interessieren, sind weitere wichtige Aspekte der Arbeit des DAAD. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist seit 1963 mit Programmen in Brasilien vertreten. In dieser Zeit hat sie bedeutende Beiträge in den Bereichen berufliche Bildung, Umweltschutz, Armutsbekämpfung und Entwicklung des ländlichen Raums geleistet. Der Schwerpunkt der technischen und finanziellen Zusammenarbeit liegt heute im Verbund mit anderen Partnern auf dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung der tropischen Regenwälder Brasiliens. Erfreulicherweise handelt es sich bei dem kulturellen Austausch um eine Zweibahnstraße. So vermittelte Brasilien im Jahr 2006 unter dem Titel "Kulturweltmeisterschaft" parallel zum Sportereignis des Jahres einem deutschen und internationalen Publikum die Vielfalt brasilianischer Kunst und Kultur. Initiiert wurde das Programm vom brasilianischen Kulturministerium, wichtigster deutscher Partner ist das von der Bundesregierung finanzierte "Haus der Kulturen der Welt" in Berlin. Eine ganze Reihe brasilianischer Künstler sind inzwischen in Deutschland beheimatet oder arbeiten regelmäßig dort. Der wissenschaftliche Austausch in beide Richtungen ist lebhaft. Und auch die brasilianische Alltagskultur hat in Deutschland, insbesondere in den großen Metropolen, ihre überzeugten Anhänger gefunden. Goethe und Brasilien, eine Fußnote: In Brasília findet sich die wohl größte Sammlung von Goetheana in Lateinamerika, 6,000 Bücher, die ein Goethe-Bewunderer über viele Jahre gesammelt hat und die hoffentlich bald der neuen Nationalbibliothek überantwortet werden sollen. Goethes Reise nach Brasilien findet gewissermaßen täglich statt. Und die nächste Zeile des eingangs zitierten Gedichts lässt sich ganz trefflich auf die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien anwenden: "Benutzt die Gegenwart mit Glück!"

"GRUSSWORT" DO EMBAIXADOR LUIZ FELIPE DE SEIXAS CORRÊA PARA O LIVRO "GOETHES REISE NACH BRASILIEN", DE SYLK SCHNEIDER
Foi com grande prazer que recebi a notícia da publicação do livro "Goethes Reise nach Brasilien". Já de muito tempo, o Brasil atraiu o interesse de estudiosos alemães. A célebre "Reise in Brasilien", de Spix e Martius, é até hoje uma importante obra de referência para historiadores e estudiosos de temas brasileiros. Não deixa de ser impressionante que essa obra tenha despertado o interesse de Johann Wolfgang von Goethe, o maior nome das letras alemãs, já então no fim da vida, justamente quando ele se dedicava à composição da segunda parte da tragédia "Fausto". O fato de que diversas outros estudos de botânica e de Naturkunde brasileira, temas muito discutidos na Weimar da época, figuraram na biblioteca de Goethe é igualmente instigante, e nos atiça a curiosidade sobre o modo como o Brasil poderia ter freqüentado o imaginário do escritor alemão. Parabenizo o Dr. Sylk Schneider pela iniciativa de realizar este estudo. Identifica-se, assim, um belo e significativo episódio que muito bem demonstra as origens dos profundos laços que ligam o Brasil à Alemanha. Já nas primeiras décadas do século XIX, o Brasil, então recém independente, acolhia as primeiras famílias de imigrantes alemães, que ali se estabeleceram e se integraram à nossa sociedade. Muito nos honra que, pelo menos no plano da imaginação, Goethe - "Goethe der Brasilianer", nas palavras de Ernst Feder - pudesse ter sido um deles. Luiz Felipe de Seixas Corrêa Embaixador do Brasil na Alemanha